Vikunjawolle: Herkunft, Eigenschaften, Nutzung, Preis & Tierschutz
EdlerZwirn ist die Schalt- und Waltzentrale für all diejenigen, die auf der Suche nach den edelsten Wollsorten der Welt sind – unangefochten an der Spitze steht dabei die Vikunjawolle. Vom gleichnamigen Tier gewonnen, das zur Familie der Kamele gehört, ist sie nicht nur durch maximalen Tragekomfort gekennzeichnet, sondern gleichzeitig ein Stoff, der aufgrund zahlreicher positiver Eigenschaften etwas ganz Besonderes ist.
Über das Vikunja
Wie das Alpaka gehört auch das Vikunja zur Gattung der Vicugna und zur Familie der Kamele – auch, wenn es keinen Höcker hat. Mit einer Größe von rund 1,50 Meter und einem Gewicht von circa 50 Kilogramm ist es sehr filigran, flink und schnell.
Heute schätzt man die Tiere vor allem wegen ihrer hellbraunen Wolle, die weiterverarbeitet zu den edelsten Zwirnen der Welt gehört.
In einem aufwendigen Scherprozess werden die wild lebenden Tiere aus Nationalparks und weitläufigen Gehegen zusammengetrieben, um das feine Unterhaar vom Deckhaar zu trennen.
Pro Tier kommen bei dieser traditionellen Fangart, die die Einheimischen „Chacu“ nennen und alle zwei Jahre durchgeführt wird, jedoch gerade einmal 150 Gramm der Wolle zusammen.
Dabei ist der Ausschuss zusätzlich relativ hoch, sodass letztendlich nur wenige Unzen für die Weiterverarbeitung genutzt werden können.
Eigenschaften der Vikunjawolle
Um die Qualität von Wolle einzuschätzen, wird vor allem die Feinheit der Fasern herangezogen, die in Mikron gemessen wird. Ein Mikron entspricht dabei einem Tausendstel Millimeter. Im Fall der Vikunja Wolle reicht die Feinheit von zehn bis 13 Mikron – was der Vikunjawolle die Krone unter den Edelwollsorten einbringt. Kein Stoff ist feiner, weicher, seltener oder angenehmer auf der Haut. Vikunja Wolle ist Luxus pur.
Zusätzlich punktet die Wolle des Vikunjas mit weiteren Eigenschaften, die den Luxuscharakter nur noch stärker unterstreichen:
- Sehr gute Wärmerückhaltung – die Vikunjas leben in den kargen und eiskalten Berglandschaften der Anden auf Höhen von bis zu 5.000 Metern. Dort ist es kalt und windig zugleich. Den Tieren macht das jedoch dank Ihres Fells nichts aus. Diese Eigenschaft weisen auch Kleidungsstücke aus Vikunjawolle auf.
- Geringe Knitterneigung – um Falten in den Pullover aus Vikunja Wolle zu bekommen, müssen Sie ihn schon sehr stark zusammenknüllen und in der hintersten Ecke des Schrankes verstauen. Da das jedoch (nicht zuletzt aufgrund des hohen Preises) nicht der Fall sein wird, müssen Sie Ihre Stücke aus Vikunja Wolle nur selten bügeln.
- Unverwechselbare Optik – Vikunja Wolle hat einen charakteristischen schimmernden Glanz, der auf den ersten Blick zeigt, dass es sich hier um ein ganz besonderes Material handelt.
Eingefärbt wird die feine Vikunja Wolle übrigens nicht, da die Fasern relativ empfindlich sind – alle Produkte, die aus ihr gefertigt werden, verbleiben daher im typisch hellbraunen Farbton.
Herkunft der Vikunjawolle
Der natürliche Lebensraum der Vikunjas sind die Anden in Peru, Argentinien, Bolivien, Chile sowie Ecuador – auf Höhen von rund 5.000 Metern fühlen sich die Tiere besonders wohl. Aktuell wird der Bestand auf rund 270.000 Tiere geschätzt.
Das war jedoch nicht immer so: In den 60er Jahren waren die Vikunjas fast ausgerottet, weshalb Sie 1975 in den Anhang des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES – Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) aufgenommen und damit geschützt wurden. Der Handel unterliegt seitdem strengen Regulierungen.
Aufgrund des Schutzes der Tiere kommt der Großteil der heute verwendeten Vikunja Wolle weiterhin aus den Ursprungsländern der Tiere, die allesamt wild leben.
Nutzung der Vikunja Wolle
Vikunja ist die feinste Wolle der Welt und wird deshalb vor allem im hochpreisigen Luxussegment verwendet. Zu den beliebtesten Produkten gehören Kleidungsstücke, wie Pullover, Socken, Schals oder Mäntel.
Der hohe Tragekomfort und die vielen anderen positiven Eigenschaften machen Erzeugnisse aus Vikunjawolle trotz des hohen Preises sehr beliebt. Die Nachfrage ebbt nicht ab, sodass immer feinere und edlere Produkte von Südamerika aus zu uns kommen.
Preise der Vikunjawolle
Das geringe Auskommen pro Scherung von nur wenigen Unzen bestimmt gleichzeitig den hohen Preis der Vikunja Wolle – das hellbraune Haar vom Rücken ist dabei noch ein wenig günstiger als das weiße Haar des Bauches, denn: Färben oder Bleichen ist bei Vikunja Wolle nicht möglich, da die Qualität der Fasern andernfalls darunter leiden könnte. Besonders exklusiv wird es bei den äußerst seltenen Albino-Vikunjas, die komplett weiß sind.
Der Preis für das Rohmaterial liegt bei bis zu 15 Euro pro Unze, was einem Kilopreis von rund 530 Euro entspricht. Nach dem Waschen, Entgrannen und Verspinnen steigt der Preis auf bis zu 10.000 Euro an. Damit ist ganz klar: Vikunja Wolle ist der edelste Zwirn der Welt.
Dementsprechend teuer sind auch die fertigen Produkte, die aus Vikunjawolle gefertigt werden, wie die folgende Übersicht mit Durchschnittspreisen für „typische“ Vikunja-Erzeugnisse zeigt:
- Pullover: ca. 3.500 Euro
- Socken: ca. 500 Euro
- Schals: ca. 1.500 Euro
- Mäntel: ca. 15.000 Euro
Natürlich handelt es sich bei diesen Angaben nur um grobe Richtwerte – die Preise für Rohmaterial und Kleidungsstücke zeigen jedoch, wie tief Sie in die Geldbörse greifen müssen, um eines dieser exklusiven Erzeugnisse ihr Eigen nennen zu dürfen. Klar ist dennoch: Jeder Cent ist gut investiert.
Tierschutz
Aufgrund der Aufnahme in das Washingtoner Artenschutzgesetz wird der Tierschutz bei den Vikunjas großgeschrieben – domestizierte Herden gibt es nicht, alle Tiere leben in freier Wildbahn.
Während andere Tiere, die edle Wolle liefern, jährlich oder mehrere Male im Jahr geschoren werden, werden die Vikunjas nur alle zwei Jahre eingefangen, um die wertvolle Wolle zu gewinnen. Der Scherprozess ist mit gemischten Gefühlen zu betrachten: Grundsätzlich ist das Scheren schmerzlos, wenn die Maschine richtig eingesetzt wird.
Da die Indios, die für das Scheren verantwortlich sind, diesen traditionellen Akt bereits seit Jahrhunderten durchführen, sind sie sehr geschickt und verzichten gleichzeitig auf die Nutzung einer Streckbank, um die Tiere zu fixieren (was bei vielen anderen Wollsorten nicht der Fall ist).
Im gleichen Zug werden die Vikunjas durch Tierärzte untersucht und geimpft, um den Fortbestand zu sichern und noch weiter zu vergrößern – schließlich lebten zu Zeiten der Indios rund 1,5 Millionen Vikunjas in den Anden. Von diesen Zahlen ist man heute zwar noch weit entfernt, der Trend geht jedoch in die richtige Richtung.
Einen wichtigen Tipp haben wir dennoch für Sie: Werfen Sie beim Kauf einen Blick auf das Etikett. Dort sollten Sie den Vermerk „legally sheared“ finden, der kennzeichnet, dass die Vikunjawolle aus kontrollierten Projekten stammt. Ist das nicht der Fall, machen Sie lieber einen großen Bogen um das Produkt.
Weitere spannende Inhalte zu diesem Thema
Im Folgenden finden Sie weitere Inhalte, die Sie interessieren könnten.
Ich liebe hochwertige Wolle und es gibt kaum eine Wollsorte, die ich nicht in meinem Kleiderschrank habe. Am liebsten mag ich Merinowolle, aber auch Kaschmir- und Yakwolle habe ich in den letzten Jahren für mich entdeckt. Abgesehen von der Qualität, liegt mir vor allen Dingen das Tierwohl am Herzen!